Butter machen

Jeden Morgen und jeden Abend wurde gemolken. Einen bestimmten Teil der Milch, die sehr fettreich war, brachte man in die Küche. Dort wurde sie abgeseiht (gefiltert), in eine Kanne oder einen Eimer gegeben und zur Zentrifuge gebracht. Die Milchzentrifuge war ein recht kompliziertes Gerät, was den Rahm - also die Fettschicht der Milch - von der restlichen Milch durch schnelles Schleudern trennte. Wer keine Milchzentrifuge besaß, der schüttete die Milch in flache, irdene Gefäße (hier sagt man "Schmankjrüle") und stellte diese in einen kühlen Raum. Nach ein paar Stunden hatten sich die winzigen Fettkügelchen, also der "Schmank" an der Oberfläche abgesetzt, den man zum Buttern dann mit einem großen, löcherdurchsetzten Schöpflöffel abnehmen konnte. Das wichtigste Gebot bei der ganzen Milchverarbeitung hieß SAUBERKEIT! Alle Geräte und Gefäße mußten gründlich mit heißem Wasser gereinigt werden, damit sich keine unerwünschten Bakterien bilden konnten (Im Gegensatz zu den notwendigen Bakterien, die für die Säuerung der Milch sorgen müssen).

 

Die Milchzentrifuge, mit der das Trennen von Rahm und Milch wesentlich schneller und  ergiebiger war, besaß zwei Abgänge: einen für den Rahm und einen für die Magermilch.
Die Magermilch wurde zum Füttern der Schweine und Kälber, einmal im Jahr aber auch zum Streichen des Fachwerkes verwandt. Die Arbeit mit der Zentrifuge erforderte viel Kraft und Ausdauer, denn man mußte schon eine ganze Zeit die schwergängige Kurbel drehen, bis aus ca. 25 Liter Milch soviel Sahne gewonnen war, daß diese Menge dann wieder ein Kilo Butter ergab. Nun, wie ging das weiter mit der Butter? Von der Technik her war das ganz einfach, denn Butter gewinnt man auch heute noch durch heftiges, anhaltendes Schlagen des Rahms. Dieser wurde bei Raumtemperatur aufbewahrt und nach jedem Melken kam wieder etwas hinzu. Hatte man die gewünschte Menge beisammen und der Rahm den richtigen Säuerungsgrad erreicht, konnte mit dem Buttern begonnen werden 

 

Und was die Butterfässer anging - davon kannte man eine ganze Menge. Neben dem Stoßbutterfaß, bei dem ein Stecken, an dem unten ein löchriger Kranz befestigt war, in gleichmäßigen Stößen von oben nach unten durch die Sahne gedrückt wurde, gab es auch Butterfässer mit Schaufelrädern. Wenn die Sahne in das Butterfaß eingebracht war, konnte mit dem Buttern begonnen werden. Das bedeutete vor allem für die Kinder: kurbeln, kurbeln und nochmals kurbeln. Dabei kam es auch auf den richtigen Rhythmus an. Pausen zwischendurch erweckten nur den Unmut der Mutter, denn dadurch wurde der "Klumpvorgang" der Butter unterbrochen und die Sahne kühlte vorzeitig ab. Nach einer Weile dann bildeten sich in dem Faß die ersten Butterkörner und ziemlich plötzlich auch dickere Klumpen. Jetzt war es an der Zeit, die Buttermilch durch ein Sieb abzugießen und die Butter aus dem Faß zu entnehmen. Dann hieß es, die Butter zu waschen, solange, bis der letzte Tropfen Buttermilch herausgequollen war. Das Auswaschen war nötig, damit die Butter nicht ranzig wurde. Es geschah in einer speziellen Holzschale (Petiel) und war sehr mühevoll.
Auch das Kneten der Butter war nicht einfach und man war froh, wenn die Prozedur vorüber war. Am Schluß streute man trockenes Salz auf die Butter, was nicht nur der Haltbarmachung, sondern auch dem Geschmack diente. Zum Formen der Butter verwandte man zumeist zwei geriffelte Holzbrettchen, mit denen die Butter zu handlichen Stücken zusammengedrückt wurde. Allerdings gab es auch hübsche Butterformen, in die man die Butter füllen konnte. Als Muster für die Holzformen kamen entweder Blumen, Ähren oder Disteln in Frage. Nun darf man aber nicht glauben, daß es immer so gut klappte mit der "Butterei". War ein Gewitter im Anmarsch oder schwüle Luft, nützten die besten Vorbereitungen und auch längeres Kurbeln nichts - denn dann "butterte" es nicht. Übrigens - in früherer Zeit war die Butter ein Zeichen von Wohlstand. Wer viel Butter hatte, dem ging es gut. Oft sagten die Leute auch als Antwort auf die Frage: "Wie geht es?" - "Och, es buttert!" (et bottert) Leider konnten viele Bauern - vor allem hier in der Nordeifel - die selbst erzeugte Butter nicht zum Eigenverbrauch zählen, denn sie waren vor lauter Armut gezwungen, die Butter auf dem Markt zu verkaufen, um von dem Verkaufserlös weit notwendigere Dinge zu erwerben. Tja, Zeiten waren das ...